Angaben zu der Autorin Chantal Mouffe und deren theoretischen Ansätze, sowie zu denen von Antonio Negri finden sich schon in anderen Beiträgen im Rahmen dieses Blogs:
Politische Subjekte: Multitude und konstituierende Macht am Beispiel der HOGESA Proteste
Wenn keine weiteren Angaben gemacht werden, beziehe ich mich auf den Text: Mouffe 2015: Was bedeutet agonistische Politik? In: Mouffe 2015: Agonistik.
Bzw. Auf das darin Enthaltene 4.Kapitel: Radikale Politik heute
Zentraler Inhalt des Kapitels ist die Gegenüberstellung zweier Vorschläge von Heranführungen einer Alternative zur momentan herrschenden neoliberalen Globalisierung.
1. Vorschlag: Strategie des >>Rückzugs aus den Institutionen<<
(Schlagwörter: Empire/Multitude und Exodus, Desertion) Vertreten durch: Antonio Negrid, Michael Hardt und Paolo Virno
2. Vorschlag: Strategie der Auseinandersetzung mit Institutionen
(Schlagwörter: Hegemonie/Gegenhegemonie, Antagonismus, <<das Politische>>) Vertreten durch: Chantal Mouffe
Zentrale Gegensätze/Unterschiede:
1. Umgang mit den schon bestehenden Institutionen
(Parteien, Regierungen, Staat….)
Bei Hardt und Negris Exodus-Stratgie wird mit allen bestehenden Institutionen (des Empires) gebrochen, mit und durch die Errichtung der Multitude.
Mouffes Auseinandersetzung mit Institutionen, zum Zwecke der Konstruktion einer Anderer, verlangt gerade eine Zusammenarbeit von Sozialen Bewegungen und den bestehenden Institutionen. Denn Soziale Bewegungen werden „Ohne die Rückendeckung von Institutionen […] nicht in der Lage sein, die Machtstrukturen entscheidend zu verändern.“
2.Unterschiedliches Verständnis einer Post-Neoliberalen Demokratie:
Bei dem Ansatz der Postoperatisten ist die Rede einer >>absoluten Demokratie<< bei Hart und Negri, sowie einer >>Republik der Multitude<< bei Virno. In beiden Fällen ist die Sphäre nicht vom Staat kontrolliert und kann als nicht-repräsentative und ausserparlamentarische Demokratie angesehen werden, bestehend aus der Multitude.
Bei Mouffe wird die repräsentative Demokratie nicht abgelehnt. Durch die Ablösung der Hegemonie durch die Gegenhegemonie, bei der die grundlegenden Bestandteile der Hegemonie reartikuliert werden, wird auch nicht unbedingt mit den Institutionen der alten Hegemonie, wie dem Staat gebrochen. Solche Institutionen werden laut Mouffe auch immer nötig sein, um sich mit den in der Gesellschaft auftretenden Antagonismen zu befassen.
3. Unterschiedliche Auffassung des Wir/Sie Verständnis
Bei den Anhängern der Multitude, welche sich aus Singularitäten zusammensetzt, gibt es keine wirkliche Unterteilung von Wir und Sie, denn die Vielheit ist nicht repräsentierbar. Die Multitude ist aktiv selbstorganisierend und kann nicht in diesem Sinne einen gemeinsamen Willen vereinen. Jeder und Jede kann Teil der Multitude sein und hat laut Virno schon den allgemeinen Intellekt als eine Gemeinsamkeit.
Mouffe hingegen ist überzeugt von der Notwendigkeit der Bildung von >>Äquivalenzketten<<, welche verschiedene demokratische Forderungen und Akteure zusammenbringt. Die Äquivalenzbeziehung leugnet jedoch deshalb nichtDifferenzen. Durch die Konstruktion eines kollektiven Willens wird auch ein Kontrahent bestimmen: die Hegemonie. Durch diese Äquivalenzketten werden z.B auch parlamentarische und ausserparlamentarische Bemühungen vereint.
Gemeinsame/ähnliche Analyse der Grundvorraussetzungen
Sowohl Negri wie auch Mouffe sehen den Wandel des Fordismus hin zum Postfordismus als eine einschneidende Umwälzung des Kapitalismus, welch nicht nur auf den technischen Fortschritt zurückzuführen ist. Mouffe wirft Hardt und Negri vor den Kampf der Arbeiter, also der der Multitude, als einzige Ursache zu verkennen. Mouffe ergänzt somit noch die proaktive Rolle des Kapitals. Der Kapitalismus macht sich an ihn gestellte Forderungen zunutze. Die hegemoniale Ordnung erfüllt somit sie in frage stellende Forderungen, um ihr subversives Potenzial zunichte zu machen.
Wandel des Fordismus hin zum Postfordimus:
Um diesen Wandel näher zu beleuchten, wird der Artikel „Vom „fordistischen“ zum „postfordistischen“ Kapitalismus“ von Uwe Schmink hinzugezogen.
Der Fordismus der 1920er (benannt nach Henry Ford) lässt sich laut Schmink in 4 MerkmalenBeschreiben:
- Standartisierte Massenproduktion:
- Steigerung der Massenkaufkraft
- Aufbau des Sozialstaates
- Steigende Ansprüche an die Individuelle Lebensführung
Auch der Postfordismus lässt sich in grundlegende Merkmale einteilen:
- Veränderungen im Produktionsbereich (Abwanderung Fliessbandindustrie und Entstehung flexible Spezialisierung)
- Die permanente Innovation von Gütern und Dienstleistungen
- Der Abbau sozialstaatlicher Leistungen
Grundlage für diesen Wandel bilden die 3 verschiedenen Stadien der Wirtschaftsentwicklung.
1.Vor und bis in das 19 Jh: Überall auf der Welt dominiert in der Wirtschaft der Agrarsektor.
2. Im 19 Jh: In den grössten teilen Europas und Teilen Nordamerikas setzt sich eine Wirtschaftsstruktur durch, welche auf dem Industriesektor aufbau
3.Aktuell, seit einigen Jahrzenten: Vor allem in den hochentwickelten westlichen Gesellschaften, sowie in Teilen Südostasiens baut die Wirtschaft nun wesentlich auf dem Dienstleistungssektor auf.
Wichtige Faktoren des Wandels:
- Technischer Fortschritt
- Steigende Nachfrage nach Dienstleistung (Individualisierungsprozess)
- Entwicklung zur Informations- und Wissensgesellschaft
Link zum Artikel: http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/137994/vom-fordistischen-zum-postfordistischen-kapitalismus?p=all
Quellen:
Literatur:
Mouffe 2015: Was bedeutet agonistische Politik? In: Mouffe 2015: Agonistik.
Web:
Artikel:http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/137994/vom-fordistischen-zum-postfordistischen-kapitalismus?p=all (Stand: 01.11.17)
Beitragsbild: http://resistneoliberalism.com (Stand: 01.11.17)
Video: https://www.youtube.com/watch?v=g8urp_ttn8U (Stand: 01.11.17)
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